Sunday, March 04, 2007

Träume sind Schäume

Der Traum, unendliche Weiten, die noch nie ein Mensch zuvor betreten hat. Moment, der wissende Star Trek Gucker wird den eingeschlichenen Fehler bemerkt haben (eingeschlichen als aktives Adjektiv hat auch was). Nun ja, jedenfalls musste ich die wörtliche Ähnlichkeit zwischen Raum und Traum einfach ausnutzen. Und vielleicht ist ein Traum nichts anderes als ein Raum der Phantasien in T-Form? Ein T-Raum quasi. Der geneigte Telekom Kunde mag nun vielleicht an T-Com, T-Mobile und T-Online denken und versuchen es daher in irgendeine abwegige Beziehung zu setzen, aber meine ist BESSER!

Zur Annahme. Nehmen wir an, der Traum als solcher ist ein Raum der Phantasie, den wir des Nachts entlang schreiten. Nehmen wir des weiteren an, wir beschreiten ihn linear oder auch chronologisch (obwohl das in post-modernen Zeiten ja eher schwer vorstellbar ist,  der Einfachheit halber tun wir dies aber einfach). 

Wir laufen also diesen Weg entlang (im T-Raum) und was erwartet uns am Ende der langen Geraden? 
Nicht das, was einen Michael Schuhmacher oder Mika Hakkinnen oder 
Kimi Raikonnen (die haben schon alle komische Namen), erwartet hätte. Keine gezogene Linkskurve oder ein 180° Turn oder ein Safety Car. Uns erwartet ein Scheideweg. 
Wie symbolisch für das alltägliche Leben, von welchem der T-Raum ja ein Abbild darstellen soll.
Oder zumindest von denjenigen Momenten, die wir noch nicht so ganz verarbeitet haben. Nehmen wir ein Beispiel, was verarbeitet man schwer? Es liegt nicht so fern...Der eigene Scheideweg....oder anders....eine Entscheidung (die man ja an einem Scheideweg ebenfalls trifft - man beachte doch die Wortähnlichkeit und deren Herkunft, gutes liegt manchmal so nahe).
Man entscheidet sich also am Scheideweg im T-Raum für eine Richtung. Rechts oder Links. Letztendlich ist es sogar egal, weil man die andere Seite, für die man sich nicht entscheidet ja eh nie zu sehen bekommt. Denn, wenn man die richtige Entscheidung getroffen hat (wir nehmen politisch korrekt an, wir laufen nach links), dann kehrt man ja nicht mehr um, um die andere Seite zu erkunden. Und wenn man nach einer Weile auf dem linken Pfad feststellen sollte, dass es vielleicht doch der falsche war, dann dreht man ebenfalls nicht wieder um, weil man dann das ganze schlechte auf diesem Pfad nochmals durchlaufen müsste. Ihr seht, es ist wie im Leben mit Entscheidungen. Man macht sie nicht wieder rückgängig. Wäre ja auch schwachsinnig, weil man sie dann gar nicht hätte treffen brauchen.

Eine weitere Auffälligkeit bei der Vorstellung des Traumes als T-Raum (sogar der Plural klappt: T-Räume), ist, dass egal, welchen Weg man nimmt, man landet in einer Sackgasse. Die Horizontalen des Ts, egal in welcher Richtung enden irgendwann. Im Bezug auf den T-Raum wäre das wohl das Erwachen, im Bezug auf Entscheidungen vielleicht ja das gute oder böse Erwachen, wer vermag das schon zu beurteilen?

Manche mögen das, was ich hier schreibe als Blasphemie abtun und sich auf Freuds Traumdeutung berufen, die durch meine Theorie ja halb bestätigt und halb verworfen wäre. Nur wird wohl jeder, der Freuds Traumdeutung mal gelesen hat zustimmen, dass ich meine Theorie weitaus verständlicher und massenkompatibler formuliert habe. Ich bin quasi der Jörg Haider der Traumdeutung (und doch laufe ich immer links wenn ich mich im T-Raum befinde).

Das einzige, was erschreckend ist an dieser Vorstellung ist doch die Tatsache, dass es rein geometrisch ab dem Scheideweg nicht mehr vorwärts geht, da die beiden Horizontalen des T ja im 90° Winkel von der langen Geraden abstehen. Man tritt quasi auf der Stelle und hat das Gefühl es geht vorwärts, denn sowas sieht man nur im globalen Überblick (danke nochmals Globalisierung) und nicht im T-Raum selber. Und das erinnert mich doch prompt an eine Zeile, die ich heute im Autoradio gehört habe. Und zwar:

"[...]Ich drehe mich im Kreis,
und denk es geht nach vorn[..].
Mein Name ist Mensch."
                                    - Die Toten Hosen - Mensch

Und ist es nicht wirklich genau das, was uns menschlich macht? Der Glaube an etwas? An etwas, dass uns leitet und zum Ziel führt? Hätten wir diesen Glauben nicht, würden wir im T-Raum oder irgendwo anders überhaupt loslaufen? Wohl kaum. Ich jedenfalls würde mir nicht die Hacken wund latschen oder Entscheidungen treffen, wenn ich nicht daran glauben würde, dass sich etwas ändert. Es ändert sich etwas...und wenn es das nicht tut, dann wird es das tun. Es wird es tun müssen. Dinge bleiben nie gleich. Alles verändert sich. Und ich trage durch meine Entscheidungen (lauf ich links oder rechts? Pepsi oder Cola? Vegetarier oder Fleischeslust?) dazu bei. Zumindest GLAUBE ich das. Religion ist Opium für's Volk wurde mal gesagt. Wir geben uns in Deutschland heute atheistisch, aber sind genauso voll vom Opium (dem Glauben, dass wir etwas verändern können), wie alle anderen auf dieser Welt auch. Wir glauben, weil wir leben, wir leben, weil wir glauben. Wir träumen, und ich T-räume diese Bühne, wir alle t-räumen dieses Leben irgendwann. Manche t-räumen es auf, andere t-räumen es ab, wieder andere t-räumen alles weg und wieder andere t-räumen den Platz, den sie sich in dieser Welt reserviert hatten. Und ist es nicht gut so?

Music: The Scene Aesthetic - The beauty in the breakdown
Reading: Julian Barnes - The history of the world in 10 1/2 chapters


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1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Mh mir ist nun nichts besonders geistreiches eingefallen, aber das biste ja gewohnt :P
Jedenfalls..man sollte mal drüber nachgedacht haben, meine wenigkeit tuts auch immer noch...
aber ich lobe dennoch, wenn auch ohne geistreichen kommentar, diesen ziemlich genialen post deinerseits und werde nun auch mal den platz t-räumen ;)

12:20 AM  

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